Biathlon: Medaillen für die Gunst der Zuschauer
von knospepeter
Der Wintersport „kochte“ in dieser Saison ein bisschen auf Sparflamme, weil im alpinen und nordischen Skisport keine Weltmeisterschaften anstanden und schon gleich gar nicht Olympische Winterspiele. Einige Wintersportarten halten allerdings jährlich ihre Weltmeisterschaften ab und dann wird auch auf Olympia (wieder 2018) geschielt, nach dem Motto „haben wir dort Medaillenchancen?“. Gerade bei Bob und Rodel hagelte es Medaillen – gerüstet für Olympia, wenn man das zwei Jahre davor sagen darf. Ab dem 3. März sind jetzt die Biathleten dran. Sie hoffen aus zwei Gründen auf ein gutes Abschneiden: Medaillen-Gewinne sorgen auch für die Gunst der Zuschauer. Was die Einschaltquoten im Fernsehen angeht, ist Biathlon die Wintersportart Nummer 1 und will es auch bleiben. Erfolge bei der WM in Oslo am Holmenkollen würden zudem dafür sorgen, dass Biathlon TV-Sport Nummer 2 hinter Fußball bleibt, wenn auch Formel 1 und Boxen manchmal noch mehr Zuschauer haben oder Handball mit dem Gewinn der Europameisterschaft (13 Millionen saßen vor den TV-Geräten) sensationell in den Blickpunkt rückte.
Biathlon hat den Vorteil, dass die Rennen überaus spannend sind, weil bei jeder Schießeinlage sich an den Platzierungen etwas ändert. Da gab es schon Tragödien, weil vermeintliche Sieger mit dem letzten Schuss alles verspielten, da gab es Aufholjagden, welche die Zuschauer von den Sitzen rissen und erst auf der Ziellinie entschieden wurden. Aufholjagden, wie sie sich zum Beispiel die Formel 1 sehr wünschen würde.
Bei der Weltmeisterschaft ist nun die Frage, ob wir auch wieder viel Spannung erleben oder ob überragende Athletinnen und Athleten die Spannung kaputt machen. Das könnte bei den Männern zum Beispiel dem Weltcupführenden Martin Fourcade (Frankreich) gelingen oder Gabriela Soukalova (Tschechien) bei den Frauen. Zum Glück haben aber beide starke Konkurrenz. Vor allem bei den Männern wollen die Norweger ihr „Hausrecht“ wahrnehmen. Für sie ist die WM im eigenen Land ein besonderes Ereignis, das mit Medaillen und Siegen gekrönt werden soll. In erster Linie gilt dies für die Brüder Tarjei und Johannes Thingnes Boe. Bei den Frauen sind die norwegischen Hoffnungen nicht so groß, Tyrill Eckhoff könnte vorne rein laufen, aber vor allem Marie Dorin-Habert (Frankreich), Dorothea Wierer (Italien) und Kaisa Mäkäräinen (Finnland) – nach der Platzierung im Weltcup – sind die Herausforderinnen von Soukalova.
Und dann natürlich auch die Deutschen! Sie können bei Männern und Frauen ein Wörtchen mitreden, haben schon zahlreiche Siege in dieser Saison auf ihrem Konto und sind dem eigenen Anspruch – bei jedem Rennen möglichst einer auf dem Treppchen – schon sehr nahe. Bei den Männern hätte Simon Schempp zu den großen Favoriten gezählt, doch eine Bronchitis behinderte die WM-Vorbereitung. Er wird nicht in Bestform antreten können und bleibt so eine Wundertüte, genauso wie die Mannschaftskameraden Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Andreas Birnbacher, die an guten Tagen vorne dabei sein können. In der Staffel sind die Männer Titelverteidiger, aber gegen Norwegen, Russland, Österreich und Frankreich hängt Gold ziemlich hoch.
Von Medaillen träumen natürlich auch die Frauen und die haben mit Laura Dahlmeier die größte Herausforderin für die Favoritinnen. Die 22jährige Garmischerin klettert in ihrer Freizeit gerne auf die Berge, am Holmenkollen würde sie gerne aufs Treppchen klettern. Sie gilt als die perfekte Biathletin, sicher beim Schießen und schnell in der Loipe. Leider wird sie oft von Verletzungen und Krankheiten zurück geworfen. Wenn alles passt, geht der Weg zu Gold nur über die Laura. Mit vorne dabei will auch Franziska Hildebrand sein, die Nummer 5 im Weltcup. Sie hat erstaunliche Fortschritte in der Loipe gemacht und wurde von der Mitläuferin zur Siegläuferin. Auch die weiteren deutschen Starterinnen Franziska Preuß (16. im Weltcup), Miriam Gössner (19., wenn sie trifft, kann sie immer gewinnen, leider schießt sie mehr daneben), Vanessa Hinz (22-) und Maren Hammerschmidt (24.) sind alle unter den besten 25 im Weltcup zu finden. Ausdruck der Stärke: Deutschland ist im Nationencup führend vor Tschechien und Frankreich (bei den Männern Norwegen vor Deutschland und Russland).
Die Biathlon-Weltmeisterschaft ist allein schon vom legendären Austragungsort Holmenkollen her der Höhepunkt des Winters, beste Stimmung ist garantiert. In welcher Mannschaft die Stimmung besonders gut sein wird, dass wird man an den Medaillen ablesen können. Deutsche Erfolge garantieren jedenfalls die Gunst der Zuschauer zu Hause an den Fernsehgeräten. In den insgesamt elf Rennen sollten zumindest sechs deutsche Medaillen möglich sein.
Das WM-Programm:
Donnerstag, 3. März: 15.30 Uhr Mixed-Staffel. – Samstag, 5.: 11.30 Sprint Männer, 14.30 Sprint Frauen. – Sonntag, 6.: 13.30 Verfolgung Männer, 15.45 Verfolgung Frauen. – Mittwoch, 9. März: 15 km Frauen. – Donnerstag, 10.: 20 km Männer. – Freitag, 11.: 15.30 Staffel Frauen. – Samstag, 12.: 15.30 Staffel Männer. Sonntag, 13.: 13.00 Massenstart Frauen, 15.00 Massenstart Männer.