Bundesliga-Milliarden: Was hat der Fan davon?

von knospepeter

 

Die Öffentlichkeit staunt, die Funktionäre jubeln: Der Verkauf der Fernsehrechte beschert der Fußball-Bundesliga einen Geldregen. Eine Steigerung gleich um 85 Prozent konnte die DeutscheFußball-Liga beim Verkauf der Bundesliga-TV-Rechte erzielen. Ein Rekorderlös und für Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und seine Kollegen wurde ein Traum wahr. „Eine Milliarde plus x“, hatte sich Rummenigge gewünscht, 1,1 Milliarden sind es geworden ab 2017 für vier Jahre, 628 Millionen waren es zuletzt im Schnitt. Die Vereine jubeln, weil sie (angeblich) im internationalen Geschäft so besser mithalten können, doch der Sport-Grantler fragt sich: Was haben die Fans davon?

Die erste, schnelle Antwort wird sein: Nichts! Das Geld sacken auch nicht die Vereine ein, sie sind nur die Umverteilungsstation, das Geld geht an den Fiskus, vor allem aber an die Spieler und ihre Berater. In England wird mehr als das Doppelte kassiert und zuletzt lockten auch die Vereine in China mit viel Geld. Wer also beim Werben um die Top-Spieler der Welt mithalten will, der muss eine gut gefüllte Kasse haben. Mit Nachwuchsförderung allein wird die Bundesliga auf Dauer nicht mithalten können. Was hat also der Fan davon? Er darf weiterhin darauf vertrauen, dass er sich an jedem Wochenende an dem einen oder anderen großen Star erfreuen kann (wenn der denn auch wirklich Freude macht!).

Die großen Geldgeber sind Fernsehanstalten, im deutschen Fall vor allem der Pay-TV-Sender Sky. Und da wird es schon wieder zweifelhaft, ob der Fan wirklich etwas davon hat, weil er ja auch für das Bezahlfernsehen Geld hinlegen muss und höchstwahrscheinlich in der Zukunft sogar mehr Geld, weil die teuren TV-Rechte ja auch refinanziert werden wollen. Nach einer Verfügung des Kartellamtes hat Sky allerdings kein Alleinstellungsmerkmal mehr bei den Live-Spielen, so kam Eurosport ins Spiel und wird künftig Begegnungen am Freitag, Sonntag und Montag übertragen. Heißt also für den Fan: Bei Sky sieht er nicht mehr wie bisher (2016/207 bleibt noch alles gleich) alle Spiele, dafür muss er noch ein anderes Abonnement bestellen und bezahlen. Auch wenn der Sender dagegen gerichtlich vorgeht, Stand jetzt: Die Bundesliga wird für den gleichen Service spürbar teurer. Den Milliarden-Deal bezahlen vor allem Werbewirtschaft (im Umfeld der Übertragungen) und die Zuschauer!

Eines hat der Fan aber vielleicht doch noch davon: Die Bundesliga-Vereine müssten aufgrund des Geldsegens die Eintrittspreise, die gegenüber England zum Beispiel sowieso sehr moderat sind, weiterhin im Vergleich niedrig halten können. Wenigstens eine Hoffnung.

Ob sich der Geldsegen sportlich auswirken wird, das darf bezweifelt werden. Die Bundesligisten werden auf Europas Bühnen kaum erfolgreicher sein. Er wird auch nicht dazu führen, dass sich die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga ändern. Alles läuft auf einem höheren Geld-Niveau ab. Wobei die Millionen und Milliarden auch Begehrlichkeiten wecken, denn jeder will mehr Anteil am Kuchen. Der Bundesliga steht diesbezüglich noch ein Verteilungskampf bevor. Es haben sich ja schon Interessenten gemeldet, die eine andere Verteilung wünschen. Nicht nur das sportliche Abschneiden soll zählen, sondern auch Attraktivität (TV-Einschaltquoten) und Tradition der Vereine. Noch immer war es ja so: Wo viel Geld ist, da ist auch viel Streit!

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