In der Doping-Falle: Geht Olympia den Bach runter?

von knospepeter

 

Mit Glanz und Gloria gingen die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro zu Ende, aber einen Olympia-Rausch gab es in Brasilien nicht. Der Kater wird dennoch kommen. „Wunderbare Spiele in einer wunderbaren Stadt“ schwärmte IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und benahm sich dabei wie ein Tourist. Es waren eher seltsame Spiele im Schatten des Dopings, des Chaos, vieler Pannen und leider auch oft halbleere Zuschauertribünen mit einem teilweise unfairen Publikum. Es waren aber auch Spiele der Herzlichkeit, der Offenheit und der Lebensfreude. Beachvolleyball an der Copacabana sorgte für Gänsehaut.

Doch was kommt danach? Die Bevölkerung von Rio wird sich über eine bessere Infrastruktur freuen, die Stadt aber auf einem Haufen Schulden sitzen bleiben. Ein paar reiche Unternehmer haben den Reibach gemacht, für die Armen in den Favelas ist keine Besserung in Sicht. Brasilien wird einst dennoch stolz auf die ersten Olympischen Spiele in Südamerika zurückblicken können, nach dem Motto: Wir haben es geschafft. Das Positivste: Es gab keinen terroristischen Anschlag, wenn auch die Kriminalität trotz der besonderen Sicherheitsmaßnahmen allgegenwärtig war.

Was danach kommt, muss sich vor allem das Internationale Olympische Komitee fragen. Es sitzt nämlich in der Doping-Falle. Wenn diese Problematik nicht energisch angegangen wird, geht Olympia früher oder später buchstäblich – nomen est omen – den Bach runter. Künftig muss Doping noch mehr geächtet und vor allem strenger sanktioniert werden. Das IOC gab ein schlechtes Beispiel ab, als der russischen Mannschaft nicht komplett der Start verweigert wurde. Manche Sportarten gelten absolut als Dopingverseucht. Hier muss aufgeräumt werden. Es muss wirksame Sperren geben und Verbände, die den Betrug nicht verhindern können, müssen ausgeschlossen werden. So zum Beispiel Gewichtheben, wo Bulgarien und Aserbaidschan ausgeschlossen waren, Weißrussland, Kasachstan, Armenien und die Türkei nur durch die Hintertür reinkamen und auch Russland, Usbekistan, Moldawien, Rumänien und die Ukraine, die des systematischen Betrugs bezichtigt werden. Sie haben bei Olympia nichts zu suchen! Das IOC muss bereits im Hinblick auf die Winterspiele 2018 Härte zeigen!

Dies nur als Beispiel. Würde betrügerische Nationen ausgeschlossen, wäre der Gigantismus der Spiele kein Problem mehr. Wenn aber schon die Doping-Kontrollen lückenhaft durchgeführt werden, wird sich das IOC aus der Doping-Falle nie befreien können. Angeblich sollen in Rio Athleten verwechselt worden sein, Kontrolleure seien gar nicht erschienen und bei Kontrollen wäre geschlampt worden. Fremde Personen sollen bei den Kontrollen anwesend gewesen sein. Dem Betrug wurden Tür und Tor geöffnet. Ein effektiver Kampf gegen das Doping sieht anders aus.

Olympia bleibt aber ein Fest des Sports für die Sportler. Wer selbst die amerikanischen Basketball-Millionäre gesehen hat, wie sie sich über ihre Goldmedaille wie kleine Kinder gefreut haben, der hat ein bisschen was vom Zauber Olympias gespürt. Olympia muss den Sportlern erhalten bleiben, aber der Sport-Grantler hat es schon öfters angeprangert: Viele Funktionäre sind der größte Feind des Sports, weil sie ihn nur zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen, anstatt dem Sport zu dienen, wie es eigentlich ihre Aufgabe sein sollte.

Deutsche Medaillen mit zwei Seiten

Auch die deutsche Olympia-Bilanz fällt zwiespältig aus. Medaillenzähler stellen fest, dass 42 Medaillen gegenüber den 44 von London 2012 ja nicht so schlecht sind, zumal 17 Goldmedaillen gegenüber elf von London quasi eine Wertsteigerung bedeuten. Einzelne Verbände müssen sich jedoch Gedanken machen, was sie in Zukunft besser machen können. Vor allem Schwimmer und Fechter befinden sich in einer tiefen Krise, Kanuten, Reiter und Schützen retteten Deutschlands Medaillenbilanz. Auffallend ist, dass alle teilnehmenden Mannschaften mit einer Medaille nach Hause fahren. Das passt zu dem Trend, dass die Jugend vielfach das Gemeinschaftserlebnis in Mannschaftssportarten sucht. Fechten zum Beispiel hat das Problem, dass es nur wenig Angebotsmöglichkeiten für die Jugend gibt.

Der Deutsche Sport-Bund sollte sich an Großbritannien orientieren, dort wurde die Förderung vor den Spielen in London extrem gesteigert und die Erfolge wurden in Rio wiederholt. Großbritannien war hinter den USA und noch vor China die zweitbeste Nation. Deutschland landete 17 Gold, 10 Silber und 15 Bronze auf Rang vier, wird in ein paar Jahren aber als Vierter gewertet werden, dann nämlich, wenn die eingefrorenen Dopingproben mit neuen Methoden untersucht werden und Russland (18-17-18) wohl einige Medaillen verlieren wird…

Zwiespältig wird auch die Bilanz der deutschen Fernsehsender ARD und ZDF ausfallen. Sie erlebten vielleicht zum letzten Mal einen Olympiaboom bei den Zuschauerquoten. Deutschland zeigte sich an den Bildschirmen von Olympia begeistert, fast durchgehend schaute jeder Fünfte Olympia an, die Quoten erreichten in der Spitze bis zu neun Millionen Zuschauer. 2018 in Pyeongchang in Südkorea und 2020 in Tokio stehen die Sender allerdings im Abseits. Der US-Konzern Discovery hat sich die Rechte gesichert und will über Eurosport hierzulande berichten. Die Verhandlungen über Sublizenzen gestalten sich als schwierig. Sollten ARD und ZDF künftig außen vor sein, dann würden die sogenannten Randsportarten in Deutschland darunter leiden, denn beide Sender haben bereits angekündigt, dass sie dann auch die nationalen Übertragungen reduzieren würden. Das IOC hätte dann in seiner Geldgier wieder einmal den kleineren Verbänden geschadet. Kanuten, Schützen und andere erleben nur alle vier Jahre eine besondere Aufmerksamkeit, ansonsten führen sie ein Schattendasein. Auch hier geht also der Sport dann den Bach runter…

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