Fußball-WM: Der Titel geht an…

von knospepeter

Die Qualifikation ist gespielt, die Gruppen-Auslosung vollzogen – jetzt beginnt im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft die schönste Zeit für die Fans, nämlich die Zeit der Diskussionen und der Rechenspiele. Jeder kann selbst den Spielplan durchrechnen, tippen und sein Fachwissen prüfen. Am Ende heißt es: Der Titel geht an…

Es passt zur Adventszeit, für die Fußball-Fans ist die Zeit der Vorfreude auf das Endturnier allerdings länger. Nicht nur drei Wochen, wie diesmal vom 1. Advent an bis zum Heiligen Abend, ansonsten etwa vier, sondern sechseinhalb Monate lang, bis zum Eröffnungsspiel am Donnerstag, 14. Juni, in Moskau. Die Paarung mit Gastgeber Russland gegen Außenseiter Saudi-Arabien ist allerdings kein Schlagerspiel. Höchstens für die Russen selbst, die über eine Glücks-Auslosung jubeln dürfen mit Ägypten und Uruguay als weitere Gegner. Viele haben ja im Vorfeld geunkt, das es die Russen schon schaffen werden, die Loskugeln entsprechend zu manipulieren. Halten wir es doch wirklich einfach für Glück (vermutliches Glück, denn ob die Gegner wirklich schlagbar sind, muss sich erst zeigen). Gedopt werden konnten die Kugeln ja nicht…

Eine sogenannte „Hammer-Gruppe“ kam bei der Auslosung nicht zustande, ist allerdings auch fast gar nicht möglich. Es ist das Problem wie auch in der Champions League, dass mit der Aufstockung des Teilnehmerfeldes in den Gruppenspielen die Spannung weniger geworden ist. 32 Nationen in acht Gruppen, die jeweils Ersten und Zweiten kommen weiter, da bleiben nach der Papierform nur wenige Fragen offen. Ein bisschen Spannung gibt es natürlich, vor allem im Kampf um Platz zwei und manchmal straucheln ja auch die Favoriten. Das ist ja das Schöne am Sport und speziell im Fußball – sicher ist nichts.

So warnt auch Bundestrainer Joachim Löw im Vorfeld vor Überheblichkeit und sieht Mexiko, Schweden und Südkorea als Gegner an, die seine Mannschaft fordern werden (aber nicht rausschmeißen). Keine Knüller, machbar, aber eben Vorsicht walten lassen. Alles andere als der Gruppensieg wäre für den Titelverteidiger, der wieder einer der WM-Favoriten ist, eine Enttäuschung. Er könnte auch den weiteren Weg erleichtern, wenn Brasilien in der Gruppe E Erster wird, die Schweiz, Serbien oder Costa Rica wären dann die möglichen Gegner im Achtelfinale. Weitere Mitfavoriten würden dann erst im Halbfinale warten. Papierform eben.

Die Bilanz gegen die Gruppengegner ist positiv. Mexiko ist ein alter Bekannter bei Weltmeisterschaften, stellte aber nie einen Stolperstein dar, insgesamt gab es fünf Siege, bei fünf Unentschieden und einer Niederlage. Knapper ist es mit Schweden, das ja immerhin Italien ausgeschaltet hat und damit auch Deutschlands Angstgegner bei Turnieren. Schlüpfen jetzt die Skandinavier in diese Rolle? Zuletzt gewannen sie 1958 als Gastgeber bei einer WM gegen Deutschland (3:1). Bilanz: 15 Siege, 9 Unentschieden, zwölf Niederlagen. Südkorea ist dagegen der große Unbekannte, scheiterte bei der WM 2002 im eigenen Land im Halbfinale mit 0:1 an Deutschland, verlor zuvor auch bei der WM 1994, siegte aber 2004 in einem Freundschaftsspiel mit 3:1. Ob die Augsburger Koo und Ji ihrem Trainer Tipps geben können? Ulli Stielicke hätte sie nicht gebraucht, musste aber seinen Hut nehmen, als Südkorea nicht mehr die gewohnte Leistung zeigte.

Wie gesagt, es wird gerechnet und spekuliert und gewartet auf das Turnier vom 14. Juni bis zum Finale am Sonntag, 15. Juli. Dann heißt es: Der Titel geht an… Es wird auf jeden Fall ein großartiges Turnier werden, das zumindest prophezeit FIFA-Präsident Gianni Infantino, der Meister des Verdrängens: „Es wird die beste WM aller Zeiten“, jubelte er und lässt außen vor, das in Putins Reich Presse- und Meinungsfreiheit ein kümmerliches Dasein fristen.

Übrigens, das Spekulieren könnte eigentlich ein Ende haben. Geht es nach der Statistik, dann steht der Sieger schon fest. Bei den letzten Turnieren 2006, 2010 und 2014 siegte jeweils die Mannschaft, die in der stärksten Gruppe (nach der Weltrangliste) beheimatet und die dort der Gruppenkopf war. Der Titel 2018 geht also an – Frankreich!

P.S.: Der Sport-Grantler feiert heute ein kleines Jubiläum, dies ist die 250. Kolumne seit dem Start am 20. August 2013. Der Dank geht an die Leser in aller Welt! Die meisten Leser sind natürlich im deutschsprachigen Raum zu finden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, regelmäßige Leser dazu gibt es vor allem in Brasilien, Kanada, Italien und den USA. Aber auch in Russland…

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