Diskussionen stellen den Bundesliga-Abstiegskampf in den Schatten

von knospepeter

Das Geschehen auf dem grünen Rasen wäre ja interessant genug, dennoch wurde es in der vergangenen Woche in der Fußball-Bundesliga in den Schatten gestellt. Themen abseits der Punktrunde beschäftigten die Öffentlichkeit, im Mittelpunkt natürlich wieder einmal Bayern München, das einen neuen Trainer präsentierte. Der Favorit sagte zu, der 46-Jährige Kroate Niko Kovac folgt auf den bald 73-Jährigen Jupp Heynckes. Auf Erfahrung pur folgt ein Mann, der erst einmal im Spitzenfußball Erfahrung sammeln muss. Wieder einmal gehen die Münchner Bosse ins Risiko, was früher schon gründlich schief gegangen ist (bestes Beispiel war Jürgen Klinsmann). Branchenüblich wurde der Wechsel mit verbalen Scharmützeln begleitet. Der Vorwurf von Eintracht-Manager Fredi Bobic, dass die Bayern „unverschämt“ und „unanständig“ gehandelt hätten, war wohl in erster Linie Selbstschutz, damit keine Kritik aufkommt, warum er den Trainer nicht halten konnte. Seltsam ist allerdings schon, dass uns erzählt wird, der Deal wäre an einem Tag abgeschlossen worden.

Niko Kovac hat Eintracht Frankfurt auf Vordermann gebracht und der Mannschaft Spielkultur beigebracht. Durchaus eine Empfehlung. Bei den Bayern könnte er es sich leicht machen und einfach die Arbeit von Jupp Heynckes weiterführen. Die Frage ist allerdings, ob Kovac bei den zwischenmenschlichen Beziehungen bestehen kann. Wie bekannt, ist es nicht leicht, alle Stars unter einen Hut zu bringen und bei Laune zu halten und zudem eine Verjüngung der Mannschaft einzuleiten.

Im Moment kann sich Kovac noch auf Frankfurt konzentrieren, aber die 1:4-Niederlage in Leverkusen war im Anschluss an die Bekanntgabe des Wechsels zum Meister nicht glücklich. Die Eintracht rutschte auf Rang sieben ab und muss zusehen, dass der Traum vom Sprung auf Europas Bühnen nicht platzt. Dann würde im Endeffekt noch ein Schatten auf Kovacs Arbeit in Frankfurt fallen.

Der künftige Bayern-Coach wird interessiert beobachten, welche Titel ihm den Jupp Heynckes übrig lässt, um im nächsten Jahr zu glänzen. Oder geht es ihm wie Pep Guardiola, der 2013 einen Triple-Gewinner übernahm? Auf jeden Fall zeigen sich die Münchner in Form, Pokalgegner Bayer Leverkusen allerdings ebenfalls, mit zwei 4:1-Siegen in einer Woche. Gegen Leverkusen und vor allem Real Madrid im Halbfinale der Champions League wird sich zeigen, wie stark die Bayern wirklich sind und ob sie vor allem auf den Punkt genau ihre beste Form abrufen können. Also auch rund um die Bayern bleibt es spannend.

Eine zweite Diskussion wurde unnötig entfacht. Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke brachte wieder eine Play-Off-Runde ins Gespräch. Dass dies für die Bundesliga Humbug ist, wurde schon oft festgestellt. Auch seine Idee von einer verkürzten Runde allein mit Halbfinale und Finale bringt Terminprobleme und vor allem kassieren die vier Klubs, die sowieso schon an die Geldtöpfe der Champions League gelangen, noch einmal zusätzlich. Damit wird die finanzielle Schere zur Konkurrenz noch größer. Nachdem Stuttgart den Klassenerhalt sicher hat, hatte Reschke wohl zu viel Zeit für dumme Ideen. Er sollte lieber sein Team für das nächste Jahr wirkungsvoll verstärken.

Es bleibt dabei, Unentschieden sind das beliebteste Resultat in der Bundesliga, nur nicht verlieren bleibt das Motto. Beispiel Stuttgart und Hannover, die sich die Punkte teilten und damit wohl beide gerettet sind, weil die Kellerkinder Köln und Hamburg Niederlagen hinnehmen mussten. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber bald ist auch die letzte Hoffnung dahin. Ein Unentschieden in Wolfsburg hilft auch dem FC Augsburg, der mit 37 Punkten praktisch ebenfalls den Klassenerhalt feiern kann. Am Sonntag gegen Mainz könnten die magischen 40 Punkte geschafft und außerdem die eigenen Fans nach vier Heimpleiten versöhnt werden.

Spannender ist der Kampf um die Plätze in der Champions League. Schalke 04 war der große Sieger im Revier-Derby und vergrößerte mit dem 2:0-Sieg gleichzeitig die Angst bei Borussia Dortmund, dass der Sprung in die Champions League noch scheitern könnte. Gleichzeitig verstärkt sich die Tendenz, dass Trainer Peter Stöger keine Zukunft in Dortmund hat. Da gilt Gladbachs früherer Coach Lucien Favre als Favorit. Trainer-Wechsel werden auch in den nächsten Wochen für Gesprächsstoff in der Bundesliga sorgen.

Die Bayern haben es vorgemacht, in den großen Ligen zogen jetzt Paris St. Germain und Manchester City mit den Titelgewinnen nach. Wer mit großem Abstand führt, für den löst die Meisterschaft keine großen Emotionen mehr aus, doch von Feierlaune war in England und Frankreich nicht die Rede. City gewann den Titel auf dem Sofa (Pep wollte zum Golf), weil Konkurrent United gegen das Schlusslicht patzte, in Paris schwiegen die meisten Fans aus Protest gegen das Verbot von Pyrotechnik. Dies zeigt, dass sich die Fans sich selbst näher sind, als der Mannschaft, für die eigentlich ihr Herz schlagen sollte. Übrigens war der Titelgewinn eine Premiere für Nationalspieler Julian Draxler und für Trainer Unai Emery, der dennoch seinen Posten räumen muss, angeblich für Thomas Tuchel, der München abgesagt hatte und für Niko Kovac den Weg frei gemacht hat.

Apropos Trainer, Bundestrainer Joachim Löw war bei den Bayern natürlich auch im Gespräch, aber er ist jetzt verstärkt in den Stadien zu sehen, weil er seine WM-Kandidaten sichten muss. Da stehen einige schwierige Entscheidungen an und seine Kandidaten bringen sich nicht nur mit Leistung, sondern auch mit Statements ins Gespräch. Beispiel Sandro Wagner, der in Konkurrenz zu Mario Gomez steht, wenn es um den einen klassischen Mittelstürmer geht. Wagner verkündete selbstbewusst: „Ich gehe davon aus, dass ich bei der WM dabei bin.“ Nach einem Doppelpack lässt sich gut auftrumpfen, Gomez konnte nicht glänzen, für ihn spricht derzeit höchstens die internationale Erfahrung. Aber auch im Nationalteam zeigte sich Wagner treffsicher. Fragen auch bei den Flügelflitzern, da brachten sich vor allem Serge Gnabry (vor den Augen von Löw) und Julian Brandt, beide bisher eher in der zweiten Reihe, ins Gespräch bzw. schossen sich in den Vordergrund. Löw hat die Qual der Wahl, die Spieler, die nicht nominiert werden, eher nur die Qual.

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