Start in das WM-Jahr – die heiße Fußball-Zeit beginnt
von knospepeter
Am Freitag, 16. März, fiel gewissermaßen der Startschuss: In der Champions League wurde das Viertelfinale ausgelost, die Top-Teams sind unter sich. Zwei Stunden später verkündete Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die Länderspiele gegen Spanien und Brasilien, die erste Auswahl im WM-Jahr, die wohl Fingerzeige geben sollte. Das bedeutet: Wir haben den Start in das WM-Jahr – die heiße Fußball-Zeit beginnt.
Das es heiß wird, davon kann vor allem der FC Bayern München reden, denn nach der Länderspielpause stehen dem Deutschen Meister vom 31. März an (Gegner Dortmund) mit Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League (also das Triple, von dem die Bayern träumen) sieben Spiele in 21 Tagen bevor, der April wird der Monat der Entscheidung. Der Start in die heiße Phase war für die Münchner glücklich, bei der Viertelfinal-Auslosung der Champions League wurde keiner der großen Favoriten gezogen, sondern der FC Sevilla. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, „es gibt keine leichten Gegner mehr“, heißt es natürlich, aber Sevilla ist sicher leichter als Barcelona oder Real Madrid. Das Halbfinale sollte möglich sein. Aber: Sevilla gewann schließlich die Europa League von 2014 bis 2016 dreimal hintereinander und schaltete Manchester United aus. So schlecht sind die Spanier also nicht.
Drei Teams aus Spanien, zwei aus England und Italien sowie die Bayern schafften es ins Viertelfinale. Ein englischer Vertreter wird auch im Halbfinale zu finden sein, denn der FC Liverpool und Manchester City treffen aufeinander, die alten Konkurrenten Jürgen Klopp und Pep Guardiola duellieren sich also wieder. Erstaunlich: Die Bilanz spricht mit sechs Siegen, einem Remis und fünf Niederlagen für Klopp! Das zweite heiße Duell ist der Aufguss des letzten Finals, Juventus Turin und Titelverteidiger Real Madrid treffen sich diesmal bereits im Viertelfinale. Schwierig für die alten Herren der alten Dame Juve, Real will seine letzte Chance auf einen Pokal in der Champions League nutzen und außerdem den historischen Triumph erweitern: Sie schafften erstmals eine erfolgreiche Titelverteidigung, jetzt wollen Ronaldo und Co. den Hattrick. Er ist nur noch fünf Spiele entfernt. Im vierten Duell ist der FC Barcelona großer Favorit gegen den AS Rom.
Im April und Mai gehören die Fußball-Schlagzeilen der Champions League, danach übernimmt endgültig die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Doch die WM ist quasi bei jedem Spiel präsent, geht es doch um die endgültige Auswahl der Nationaltrainer, jedes Match ist eine Bewährungsprobe für die Kandidaten. Bundestrainer Joachim Löw hat ein bisschen Einblick gegeben, aber die Karten noch nicht auf den Tisch gelegt. Der Kader für die Länderspiele gegen Spanien am 23. März in Düsseldorf und Brasilien am 27. März in Berlin wurde bewusst groß gehalten. Bei 26 Spielern muss Löw nicht allzu viele enttäuschen, zumal er zwei Kandidaten guten Gewissens zu Hause lassen kann, nämlich die Dortmunder Marco Reus und Mario Götze, die nach langer Verletzungspause noch nicht in Hochform sein können und sich lieber schonen sollen. Sie stehen auf der Warteliste. So ist kein einziger Dortmunder im Aufgebot. Das Ausscheiden gegen Salzburg in der Europa League (1:2 und 0:0) zeigte, warum.
Ein bisschen in die Karten schauen kann man Jogi Löw jedoch schon, obwohl er wie üblich betont, dass die Tür für jeden noch offen stehe. So hält er an seinem bekannten Torhüter-Trio fest (außer Kapitän Manuel Neuer auf den er ja noch hofft), Münchens Neuer-Vertreter Sven Ulreich, der derzeit als bester Torhüter der Bundesliga gilt, bekam keine Chance. Wenn Löw ihn hätte testen wollen, dann wohl jetzt. Das gilt auch für den Augsburger Philipp Max, dem viele eine Chance als Linksverteidiger gegeben hätten, schließlich ist er der Vorlagen-König der Bundesliga. Statt ihm kehrt der etablierte Jonas Hector vom 1. FC Köln wieder zurück. Ein schlechtes Zeichen hat wohl auch Flügelflitzer Amin Younes bekommen, der gerade bei Ajax Amsterdam Probleme hat, denn er fehlt.
Dagegen drückt sich Löw bei 26 Kandidaten vor weiteren Entscheidungen. So sind neben Timo Werner die klassischen Strafraum-Mittelstürmer Mario Gomez und Sandro Wagner dabei, doch nur für einen wird Platz im WM-Aufgebot sein. Kandidaten für die Streichliste sind wohl auch Lars Stindl (Gladbach) und Sebastian Rudy (Bayern). Der eine hat nicht die Form wie zum Beispiel vom Confed-Cup, der andere hat nicht allzu viele Spielanteile beim neuen Verein. Keine guten WM-Voraussetzungen.
Soll es draußen auch noch einmal stürmen und schneien, der Fußball ist ganz heiß. Das Frühjahr ist traditionell in den großen Ligen die Zeit der Entscheidungen. Im Fußball wird die Ernte im April und Mai eingefahren, doch die Mehrheit der Klubs wird am Ende eher von einer schlechten Ernte sprechen.