Start in der Champions League: Geld schlägt den Sport!
von knospepeter
Sie ist das Aushängeschild des europäischen Fußballs – die Champions League. Die großen Vereine sehen den nationalen Meistertitel als Pflichtaufgabe an, der Titel in der Champions League (CL) ist die Kür und das besondere Renommee für den Briefkopf. Manchmal ist er auch Trost, wie zuletzt für Real Madrid, das national nichts ernten konnte. Nicht die Besten in Spanien, aber die Besten in Europa. Na, das ist doch was.
Der Sport spielt allerdings derzeit in Europas Fußball nur eine untergeordnete Rolle. Diskutiert wird über das Geld. Das Geld schlägt den Sport. In der Sommerpause beherrschten die schon teils wirklichkeitsfremden Ablösesummen für Spitzenspieler und solche, die es erst werden wollen, die Schlagzeilen. Auf Geldvermehrung achten auch die Vereine, die bei der UEFA eine Aufstockung der Ausschüttung durchsetzten. 2018 steigt die Ausschüttung in der CL von 1355,5 Millionen Euro auf 2016,6 und der Europa League (EL) von 410,7 auf 504,2, was prozentual weniger ist, heißt, die EL verliert weiter an Reputation. Dennoch: National gesehen drängen die Vereine auf Europas Bühne, weil sie fürchten, sonst noch mehr abgehängt zu werden. Der Trick: Weil in vielen Ländern dem Titelkampf oft die Spannung fehlt, wird die Tür zu Europa zum Spannungselement. Sie wollen nur eines: Geld.
Dazu kommt, dass wohl neben der Umverteilung der Gelder auch eine Umverteilung der Macht bevorsteht. Die Klubs in Europa gründeten am 15. August 2008 die Europäische Club Association (ECA), als Nachfolger der G14 (Gründungsmitglied Bayern München), ein Zusammenschluss von 14Spitzenvereinen, heute sind 220 Klubs aus 53 der 55 UEFA-Verbände dort Mitglied. Präsident der ECA ist Münchens Boss Karl-Heinz Rummenigge. Ziel: Mehr Macht, mehr Geld. Durchgesetzt haben die Vereine bereits, dass in der Champions League künftig die vier besten Nationen (derzeit Spanien, Deutschland, England, Italien) vier feste Vertreter abstellen können, durchsetzen wollen sie noch mehr Mitsprache im Verband, sprich Sitze in der UEFA-Exekutive. Die ECA wird auch der Schlüssel sein, ob die CL künftig sogar zweitklassig wird, dann nämlich, wenn eine Weltliga gegründet wird. Möglich ist dies, weil Milliardäre aus China, den USA und der arabischen Welt mit Geldscheinen wedeln. Geld schlägt den Sport. Keiner fragt danach, welche Belastungen die Spieler noch aushalten sollen bzw. welcher Wettbewerb gestrichen wird. Die nationale Meisterschaft vielleicht?
Die Spitzenklubs fordern ein Umdenken. Vor einiger Zeit wurde die CL auch für die kleineren Verbände mehr geöffnet, was allerdings dazu führte, dass die Gruppenphase ziemlich an Spannung und Attraktivität eingebüßt hat. Begegnungen wie Bayern München gegen FK Rostow soll es möglichst kaum geben. Rostow? Zweiter in der Meisterschaft Russlands und auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm sagt: „Wir wissen nichts über den Gegner“. Nun, Trainer Carlo Ancelotti wird seine Spieler schon noch aufklären, aber das Ziel ist klar: Ein Auftaktsieg ist Pflicht, schließlich gilt es die Heimbilanz mit zwölf CL-Spielen ohne Niederlage fortzusetzen. Zum 20. Mal starten die Bayern in der CL-Gruppenphase und 15mal gingen sie als Sieger vom Platz.
Bayern München zählt natürlich wieder zu den Titelfavoriten und kämpft mit Vorjahresfinalist Atletico Madrid um Platz eins in der Gruppe (außerdem PSV Eindhoven). Die weiteren Favoriten sind die üblichen Verdächtigen wie Titelverteidiger Real Madrid und der FC Barcelona. Gespannt sein darf man allein, ob Englands Top-Klubs mit neuen Spielern und neuen Trainern wieder zu ernsthaften Konkurrenten werden. Pep Guardiola zeigt ja bereits mit Manchester City als Tabellenführer in England, dass ein neuer Wind weht. Da werden die anderen deutschen Klubs über kurz oder lang in die Zuschauerrolle gedrängt. Sei es Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach, das ausgerechnet bei ManCity mit Pep beginnen muss. Vielleicht tröstet sich ein Ausscheider später in der Europa League, dort darf man den Startern Mainz 05 und Schalke 04 nicht so viel zutrauen. Seit Jahren fehlen deutschen Klubs im Endkampf um den EL-Titel. Wäre doch auch mal wieder was. Oder heißt es: Hauptsache der Euro rollt?